U.S.A.- die Kontinentaldurchradelung von San Francisco nach Miami

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ein paar Bilder gibt es hier

Schon viele Male wurde ich von meinen Freunden in den USA eingeladen, aber immer schob ich einen Besuch hinaus. Eigentlich wollte ich nicht mehr in dieses Land der unbegrenzten Möglichkeiten - oder besser Unmöglichkeiten - reisen, hatte ich doch nicht nur gute Erinnerungen an das mächtigste Land der Erde in meinem Kopf. Ich wagte trotz alledem ein "Come Back" und verband meinen Besuch in Oklahoma mit einer Kontinentaldurchradelung von West nach Ost, d h. ich suchte mir mit der gewählten Strecke von San Francisco nach Miami meine eigene Herausforderung. Für meine Freunde im mittleren Westen war ich wie immer verrückt. Für sie war es schwer zu verstehen einen so beschwerlichen Anreiseweg zu wählen, für mich hingegen winkte eine schöne lange Radreise und so manches Abenteuer.

Am 10 Juni schwebte der Flieger auf den internationalen Flughafen in San Francisco ein. Laura, eine Freundin, holte mich dort ab. Wir fuhren zu einem Hippie - Festival mit viel Musik und verrückten Menschen, drei Tage sollte der Spaß dauern. Da es wie immer viel zu erzählen gab, wurde es eine ideale Einstimmung und eine Auffrischung meiner Englischkenntnisse.
Eine Woche später stand ich am Start meiner Nordamerikadurchquerung. Und natürlich wählte ich die altehrwürdige "Golden Gate" Brücke.

Einen ganzen Tag lang durch das urbane Chaos der San Francisco Bucht, dann war es geschafft. Ich war jetzt unterwegs, hinauf in die Sierra Nevada zum Lake Tahoe. Hinunter ging es direkt in die heiße Wüste von Nevada auf dem einsamen Highway 50 durch den »Silberstaat« Nevada - Utah entgegen. Price Canon, Arches Nationalpark sind nur einige der Highlights der Natur, die hier im Westen und Südwesten ihren eigenen Zauber geschaffen hat. Über die Rockys kam ich wie gewöhnlich ohne große Probleme.
New Mexiko war ebenfalls ein Höhepunkt auf meiner Reise durch den Kontinent. In Taos, wo sich die so genannten Pueblo Indianer mit festen, mehrstöckigen Lehmbauten schon vor ca. 800 Jahren verewigten, konnte ich an einem "Pow Wow" teilnehmen. Indianer aus allen Landesteilen kamen in ihren Trachten, tanzten, sangen und trommelten wortwörtlich um die Wette. Hier entstanden neben vielen Fotos auch eindrucksvolle Audioaufnahmen.

Runter, aus den Bergen hinaus, rollten die Räder meines Fahrrades in Richtung Texas und schließlich Oklahoma, wo ich bei den Eltern von Laura, ebenfalls gute Freunde, für zehn Tage die Räder still stehen ließ.Hier im mittleren Westen und auch dann im Osten sind die Temperaturen um diese Jahreszeit unerträglich heiß, dazu kommt noch die hohe Luftfeuchtigkeit, ein gutes Training für weitere Reisen, die mich unter anderem auch ins heiße Afrika führen sollen.
Als ich durch die Südstaaten radelte, spürte ich in der Luft noch so ein klein wenig aus der Zeit als sich die Weißen Sklaven hielten und als es hier noch die Rassentrennung gab. Heute gibt es zwar diese schrecklichen Dinge nicht mehr, aber der schwarzen Bevölkerung geht es im Vergleich zu deren weißen Mitbürgern offensichtlich immer noch verhältnismäßig schlecht.

Ich erreichte New Orleans mit seinem Mardi Gras und dem French Quarter. Von jetzt ab blieb ich immer an der Küste des Golfes von Mexiko, kämpfte mich nach Florida hinein, wo ich nur ein paar Tage, nachdem der Wirbelsturm "Charly" gewütet hatte, die schrecklichen Auswirkungen der Kraft des Sturmes sehen konnte. Er hinterließ förmlich eine Schneise von entwurzelten Bäumen und zerstörten Häusern.
In Key West, am südlichsten Punkt der USA, war dann Schluss. Nur noch 145 km sind es von hier bis Kuba. Ich radelte mit einer tiefen Befriedigung zurück aufs Festland, auf Miami zu. Doch ein zweiter Wirbelsturm zielte auf die Küste von Florida, "Francis" war sein Name. Und an ihm kam ich nicht vorbei, deshalb quartierte ich mich für drei Tage in eine sturmsichere Schule ein, zusammen mit vielen anderen, meist farbigen Obdachlosen und wartete auf des Abflauen des Windes und auf meinen Flieger in Richtung Heimat.

Die USA sind zwar nicht gerade mein Traumreiseland, trotzdem war es eine schöne Reise voller Erlebnisse und Eindrücke. Ich habe es keinesfalls bereut in diesem Jahr mein Fahrrad für einen 7500 km langen Sommertrip durch den nordamerikanischen Kontinent zu rüsten.